Montag, 25. Mai 2015

Wer hat Angst vorm Schwarzen AfD-Mann?

Kopernikus Gymnasium - Drohungen wegen AfD-Teilnahme: Politische Schuldiskussion abgesagt.

Weil die Schule angeblich bedroht worden ist, wurde eine Diskussionsrunde über die Flüchtlingsproblematik am Kopernikus Gymnasium Bargteheide abgesagt.

AfD-Mitglied Achille Demagbo
Es wäre eine interessante Diskussion geworden. Über die Flüchtlingsproblematik wollten Oberstufenschüler des Kopernikus Gymnasiums Bargteheide (KGB) am Dienstagvormittag diskutieren. Dazu hatten sie drei Politiker eingeladen. Einer stieß aber auf massive Ablehnung. Mit Boykott und Störungen der Veranstaltung wurde am Vortag gedroht, weil auch ein Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) daran teilnehmen sollte.

„Das war der ausdrückliche Wunsch des Vorbereitungsteams“, sagt Schulleiterin Brigitte Menell, „damit die Diskussion lebendig und kontrovers verläuft.“ Das Risiko von Störungen wollte sie nicht eingehen. So wurde die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. „Die Schule ist ein Schutzraum für die Schüler. Ihre Sicherheit hat für mich Priorität“, sagt sie. Am Vortag seien massenhaft E-Mails eingetroffen, die einen Abbruch forderten.
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Aus einer Zuschrift an das Stormarner Tageblatt, der ich nichts mehr hinzufügen muss:

Viel Ärger um die AfD - Da haben wirs also! Eine Schulveranstaltung, die zur Meinungsbildung der Schüler beitragen soll, wird abgesagt, weil ausgerechnet diejenigen, welche uns fast täglich das Hohelied der Vielfalt, der (Anti-)Diskriminierung, der Willkommenskultur, des Minderheitenschutzes etc. vorsingen, diese zu stören drohen. Genau diese sind es, die hier ihre Maske fallen lassen und selbst für Diskriminierung und Ausgrenzung sorgen.

Ich meine damit nicht einmal, dass der Diskussionsteilnehmer der AfD selbst dunkelhäutig und Migrant aus Afrika ist. Nein, es macht mich wütend, dass es Gruppierungen gibt, die den offenen Diskurs verhindern, weil sie meinen die Meinungshoheit zu besitzen und damit öffentlich zur Diskriminierung Andersdenkender aufrufen zu dürfen.

Selbst wenn die AfD das wäre, was diese Herrschaften in ständigen Wiederholungen immer wieder über diese Partei behaupten, dann müssten doch gerade sie, die die gute Sache für sich in Anspruch nehmen, einen offenen Diskurs nicht scheuen - nein, sie müssten ihn geradezu suchen! Statt dessen torpedieren sie die politische Meinungsbildung von jungen Menschen. Wie armselig! 
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Die Argumente der Gegner: Die AfD sei eine rechtspopulistische und ausländerfeindliche Partei und deren Parolen seien nicht weit entfernt von der rechtsextremen NPD. Das könne insbesondere den Flüchtlingen nicht zugemutet werden, die in Bargteheide Schutz gesucht haben und die eigentlich mitdiskutieren wollten.

Vier Flüchtlinge waren ebenfalls eingeladen. „Drei Eritreer und ein Syrer wollten mit mir kommen“, sagt Bargteheides Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Abel. „Sie wären zusammen mit ihren Patinnen und Paten zur Diskussion erschienen und wollten dazu auch einen afrikanischen Dip mitbringen.“ Die Flüchtlinge wollten über die Umstände ihres Wegs bis nach Deutschland berichten. Über die Absage seien sie enttäuscht gewesen.

Enttäuscht sind auch die Schüler. Eine Vorbereitungsgruppe hatte viel Zeit und Mühen aufgewendet und schon einen Fragenkatalog für die Diskutanten entwickelt. Die vorbereitende Gruppe sei sich der Brisanz durchaus bewusst gewesen. „Sie haben sich das aber zugetraut und fühlten sich der Diskussion gewachsen.“ Pikanterweise hat auch das eingeladene AfD-Mitglied eine dunkle Hautfarbe. Achille Demagbo ist Beisitzer im Kieler Landesvorstand der AfD und von Beruf Übersetzer. Zumindest er hätte vermutlich auch aus der Sichtweise eines Migranten argumentiert, und ganz sicher nicht aus einer rassistischen. Eingeladen waren auch der Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann (CDU), Landtagsmitglied Tobias von Pein (SPD) und Bürgermeister Dr. Henning Görtz (CDU).

Dass die Veranstaltung geplatzt ist, macht Gabriele Abel traurig: „Ich komme aus dem Osten Deutschlands und weiß, was es heißt, wenn Meinungen unterdrückt werden.“ Das KGB habe bereits mit mehreren Veranstaltungen Diskussionskultur bewiesen. „Die Schüler wollten die volle Bandbreite von Gesprächspartnern bieten, schade, dass es von außen verhindert wurde.“

Ob Brigitte Menell die AfD noch einmal einladen würde? „Darüber müsste ich nachdenken. Aber wir haben nicht wirklich eingesehen, warum wir das nicht tun dürfen.“

Juso-Kreisvorsitzender Lukas Zeidler (18): „Die AfD zu einer Veranstaltung über Flüchtlings- und Asylpolitik einzuladen, halten wir Jusos Stormarn für mehr als fraglich. Für uns ist die AfD nach wie vor eine rechtspopulistische Partei. Wir stehen hinter der Argumentation von Patrick Rohde.“

Der frühere Un-Jugenddelegierte und Ex-KGB-Schüler hatte auch eine AfD-Ausladung gefordert. Angeblich sei die Veranstaltung abgesagt worden, „weil in meiner Mail die Schulleitung massiv bedroht wurde. Auf meiner Facebook-Seite finden Sie alle Mails, die ich zu dem Thema an die Schule verfasst habe. Von einer Bedrohung und der Gefährdung der Schüler kann in keinster Weise die Rede sein“, so der Grüne.

AfD-Mann Achille Demagbo ist 34 Jahre alt, Vater von vier Kindern, stammt aus dem westafrikanischen Benin und hat in Deutschland studiert. Zur Absage sagt er: „Ich bin enttäuscht über so viel Hass und Unverständnis. Zur Demokratie gehört die Auseinandersetzung über unterschiedliche Meinungen. Ich finde es sehr enttäuschend, dass die Schullei-tung vor demokratiefeindlichen Protesten eingeknickt ist.“ Derweil wird eine weitere Veranstaltung der KGB-Diskussionsreihe vorbereitet.

Quelle: sh:z/ Stormarner Tageblatt

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