Schauspielerin und Politiker wehren sich gegen Löschung von „Hart aber fair“ aus Mediathek
Unseriös und frauenfeindlich – so bezeichneten Frauenräte den Auftritt von Schauspielstar Sophia Thomalla (25) in der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ zum Thema Gleichberechtigung.
Die Sendung mit Moderator Frank Plasberg (58) vom 2. März 2015 wurde vergangene Woche aus der ARD-Mediathek entfernt.
Jetzt bezieht Thomalla auf Facebook Stellung zu der Zensur. Sie postete einen Artikel, den sie für „stern.de“ geschrieben hatte: „Befremdlich und insbesondere alarmierend finde ich, dass sich eine gewisse Klientel – ach, nennen wir das Kind doch beim Namen: Frauenverbände, die leider immer noch stark durchsetzt sind mit feministischen Extremistinnen – eine Lobby aufgebaut hat, die es doch ernsthaft geschafft hat, den Rundfunkrat zu so einer Entscheidung zu bewegen.“
Thomalla fragt: „Ich habe meine Meinung geäußert – doch eine andere Institution verbietet einfach, diese weiter stehen zu lassen? Wer hat da vor was Angst? Und aus dieser Angst heraus dürfen die einfach so mit Inhalten verfahren?“
In BILD äußerte sich Thomalla am Freitag:
► „Ich als Frau soll frauenfeindlich sein? Immer wieder erstaunlich, was Frauen sich so einfallen lassen, um Frauen vor so Frauen wie mir zu beschützen. Verbote von Meinungen kenne ich eigentlich aus dem Geschichtsbuch.“
Politiker sprechen von Zensur
Aus der Politik hagelt es Kritik an der Entscheidung:
► „Wenn künftig all das entfernt wird, was irgendeinem nicht gefällt, dann haben wir bald leere Mediatheken. Ziemlich uncooles Vorgehen des WDR. Entspannt euch mal!“, sagte der innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, gegenüber BILD.
► Der CDU-Fraktionschef im Thüringer Landtag, Mike Mohring, sagte: „Mir fehlt jegliches Verständnis für die Zensur durch den WDR. Erst recht, da kein Verstoß gegen die Programmrichtlinien vorliegt. Auf der Höhe der Zeit scheint beim WDR auch niemand zu sein, denn auf YouTube erfreut sich die Zensursendung größerer Beliebtheit.“
► CDU-Vize Julia Klöckner, die auch der Arbeitsgruppe Medien der Fraktionsvorsitzendenkonferenz vorsteht, erklärte: „Klar ist, dass Interessensverbände im Sinne ihrer Mitglieder Fernsehsendungen beurteilen und kritisieren. Mehr als irritierend ist allerdings, wenn ein Fernsehsender daraufhin reflexartig eine Sendung aus seiner Mediathek löscht.“
► Kritik am Vorgehen des Senders kommt auch aus dessen Rundfunkrat selbst. Dieter Horky, selbst Mitglied des Gremiums für den Bundesverband Bildender Künstler, schloss sich zwar der Kritik an der Sendung an, kritisiert jedoch die Löschung: „Es war eine schlechte Sendung, einfach misslungen. Das hätte ich Herrn Plasberg in dieser Form nicht zugetraut. Aber das ist kein Grund, die Sendung aus der Mediathek zu nehmen. Wenn es um schlechte Sendungen geht, dann müsste der WDR viele Sendungen aus der Mediathek entfernen. Aber das gilt für alle Sender.“
► Die CDU-Familienpolitikerin Christina Schwarzer sagte BILD: „Das Thema Gleichstellung ist sehr wichtig, aber hier ist der Rundfunkrat vor einer bestimmten Lobbygruppe eingeknickt. Das ist nichts anderes als Zensur, dann können wir Talkshows auch gleich gänzlich abschaffen.“
Fans feiern Thomalla bei Facebook
Auf Facebook feiern die Fans der Schauspielerin jetzt ihren Protest gegen die Zensur.
Martin Gaus schreibt an Thomalla: „Alle feiern dich. Und der Frauenrat kratzt die Schulden von Alice Schwarzer zusammen“. Gero Bergmann schreibt: „Wo leben wir eigentlich, dass Verbände Sendungen im Fernsehen verbieten lassen.“
Raphael Vogt meint: „Eine Frau, die sagt, was sie denkt, sehr reflektiert ist, für ihre manchmal andere Meinung einsteht und meiner Meinung nach sehr gut in solche Runde passt. Gut, dass du dir so etwas nicht gefallen lässt. Dickes Like dafür.“
FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki (63), der ebenfalls Talkgast der gelöschten Sendung war, macht auf Facebook seiner Entrüstung über die Entscheidung des Rundfunkrates auf Facebook Luft: „Wir leben in einem freien Land, in dem es selbstverständlich sein sollte, seine Meinung auch frei zu äußern. Man musste diese Sendung nicht mögen. Aber dass sie ein Angriff auf die Gleichstellung der Geschlechter gewesen sein soll, ist Schwachsinn.“ Parteikollege Alexander Graf Lambsdorff (48) pflichtet ihm bei und findet den Vorgang „unfassbar“.
Frauenrat feiert „Ohrfeige für Plasberg“
Der Deutsche Frauenrat feiert hingegen die Entscheidung des Rundfunkrates als Erfolg. In einer Pressemitteilung spricht der Verband von einer „Ohrfeige für Plasberg“. Dass diese Sendung in den „Giftschrank“ kommt, wird vom Frauenrat hoch gelobt: Allein die Gästeauswahl sei „nicht dazu geeignet gewesen, eine faire Diskussion über Geschlechterforschung zu führen“. Das Ziel der Sendung sei gewesen, die Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik „lächerlich zu machen“.
Gleichzeitig werfen sie der bei Plasberg polarisierenden Autorin Birgit Kelle vor, eine Rechtspopulistin zu sein, die mit ihrem Buch „Gender Gaga“ Frank Plasberg und seine Redaktion zu jener „Ampelmännchen“-Sendung inspiriert haben soll.
Auch hierauf reagiert Kubicki mit deutlichem Unverständnis: „Frau Kelle, übrigens auch eine Frau, zur Rechtspopulistin zu erklären, nur weil sie eine andere Auffassung vertritt, spricht gegen den Frauenrat, der offensichtlich nicht mehr argumentieren, sondern nur noch denunzieren will.“
Die Denunzierte selbst sprach inzwischen von einem „Possenspiel“ einiger „weinerlicher Feministinnen“. Kelle erklärte, sie habe keinerlei Verständnis für die Entscheidung des Rundfunkrates und attackierte den Frauenrat, die Vorwürfe gegenüber der Sendung seien haltlos.
Unterstützung kommt dabei von ungewohnter Seite: Der netzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz (44) spricht auf Twitter von Zensur: „Man kann die Plasberg-Sendung doof oder geschmacklos finden. Gern soll man sie scharf kritisieren. Zensieren sollte man sie aber keinesfalls.“
Quelle: Bild.de
Ja leben wir jetzt wieder in der DDR ??!! China und Rußland lassen grüßenJ oseph Goebbels Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda freut sich und läßt gleichwohl grüßen.
AntwortenLöschen