Samstag, 18. April 2015

Warum heißt die Mohrenstraße Mohrenstraße?

Vor zwei Jahren berichtete Tagesspiegel-Autor Thomas Lackmann, woher der Name "Mohrenstraße" stammt. Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir den Beitrag erneut. So eindeutig, wie manche Aktivisten die Dinge darstellen, ist die Sache nicht. 

"Morian“ und „Wappen von Brandenburg“ heißen zwei kanonenbestückte Fregatten, die am 17. September 1680 von Pillau bei Königsberg aus nach Guinea in See stechen. Bereits elf Jahre vor Gründung der Friedrichstadt bahnt sich damit die Geschichte der dortigen Mohrenstraße an. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, will mit Europas Großmächten gleichziehen, und dazu gehört die kühne Eroberung unbekannter Welten. Für seinen Nachfolger Friedrich III. ebenso wichtig ist eine moderne schachbrettgleiche Stadtplanung für Berlin, die das krumme mittelalterliche Gassenwesen überwindet.

Dafür wird auf dem Sumpfboden der Cöllnischen Feldmark ab 1691 das Prestigeprojekt Friedrichstadt angelegt. Eine Karte, die Berlin um 1710 darstellt, führt da bereits die Mohrenstraße auf. Allerdings ist der Plan ein späterer Rekonstruktionsversuch, und es ist möglich, dass neue Straßennamen verwendet wurden, die es so früh noch gar nicht gab.
Ohnehin gibt es gleich zwei Erklärungsversuche für den Namen Mohrenstraße, gemeinsam ist ihnen nur der koloniale Hintergrund. Im Mai 1681 war es Kapitän Philipp Pietersen Blonck mit seiner „Morian“ gelungen, an der westafrikanischen Goldküste zu landen und drei Häuptlinge zum Abschluss eines Vertrages zu bewegen – nach Übergabe „einiger geringwerthiger Geschenke“, wie Augenzeugen berichten. Die Afrikaner erkennen die Oberhoheit des Kurfürsten an, verpflichten sich, nur mit dessen Untertanen Tauschgeschäfte zu treiben und genehmigen einen Militärstützpunkt. Als ein Jahr später der 27-jährige Major Otto Friedrich von der Groeben ins heutige Ghana aufbricht, um dort das noch heute existente Fort Großfriedrichsburg zu organisieren, fürchtet man, die Häuptlinge könnten den Deal vergessen haben. Ein „silbervergüldeter Becher mit einem Deckel“ samt Brief und ein Fürstenporträt soll ihre Loyalität wiederbeleben.

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