Dienstag, 27. Oktober 2015

Ein altes Volksmärchen und ein grüner Bürgermeister

Von Alexander Schaumburg
Es war einmal ein grüner Oberbürgermeister, der herrschte gut und weise über eine ziemlich linksgrüne Universitätsstadt.

Eines Tages aber kam der Kaiser zu Besuch, und er war splitternackt, weil man ihm eingeredet hatte, nur dumme Menschen mit rechten Ansichten könnten seine Kleider nicht sehen. Und so verneigten sich alle Menschen der Universitätsstadt vor dem Kaiser und lobten die Pracht seines Gewandes.
Es kam ihnen zwar so vor, als ob der Kaiser splitternackt sei, aber da sie weder für dumm noch für rechts gelten wollten, taten sie so, als sähen sie das selbe wie alle anderen Menschen auch, nämlich einen glanzvoll angezogenen großen Herrn.

Schließlich trat der Oberbürgermeister aus seinem Rathause hervor, um den Kaiser in all seiner Majestät zu begrüßen, und wie er seiner ansichtig ward, da sprach er ganz verwirrt zu seinen Ratsherren: Seht doch einmal, der Kaiser ist ja ganz nackt!

Da erschraken alle Ratsherren und riefen laut: Aber Herr Oberbürgermeister, dass könnt Ihr doch nicht sagen! Ihr seid ja dumm und ein Rechter obendrein! Da erwiderte jener: Ja, was geht denn unter Euch vor? Habt ihr wohl gar ein Diskursverbot verhängt, dass man nicht einmal mehr die Kleider des Kaisers anzweifeln darf?

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Wie aus dem Nichts erschien aber sogleich ein kaiserlicher Herold, entrollte eine große Rolle Pergament und verlas ein kaiserliches Edikt, das da lautete:

1. Es gibt kein Diskursverbot. Das ist ein rechtes Schlagwort.
2. Wer etwas anderes behauptet, ist ein heimlicher Rechter, weil er rechte Schlagworte wie Diskursverbot benutzt.
3. Wer ein heimlicher Rechter ist, ist gerade so gut wie ein offener Rechter. Eigentlich sogar noch schlimmer, weil er perfide so tut, als sei er kein Rechter.
4. Mit Rechten darf man nicht reden, sondern nur noch über sie. Wer trotzdem mit ihnen redet, mit dem darf man nicht mehr reden, sondern nur noch über ihn.
5. Das ist aber kein Diskursverbot, sondern die logische Folge, wenn einer die falschen Ansichten hat. Selber schuld. Und es soll sich niemand erfrechen, uns zu verbieten, falsche Ansichten als falsch zu bezeichnen.

Da fand sich unversehens der Oberbürgermeister in der rechten Ecke wieder und durfte nie mehr heraus. Und wer fortan mit ihm reden wollte statt nur über ihn, der musste zu ihm in die rechte Ecke gehen und durfte dann auch nicht mehr heraus. So wurde die rechte Ecke auf einmal sehr, sehr voll.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann stehen sie noch heute in der rechten Ecke und reden nur noch miteinander, wenn überhaupt.

Mehr über den Autoren Alexander zu Schaumburg-Lippe hier auf Wikipedia.
Quelle: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ein_altes_volksmaerchen_und_ein_gruener_buergermeister

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