Gegen die Veröffentlichung des Fotos, das den ertrunkenen 3-jährigen Aylan zeigt, ist beim Deutschen Presserat Beschwerde eingelegt worden. Das ist insofern zu begrüßen, als es den Rat zwingen wird, über seine oftmals rätselhaften und willkürlichen Entscheidungsgrundlagen Rechenschaft abzulegen. Zudem macht das Foto deutlich, wie schwierig derartige Abwägungen häufig sind. Fest steht: Die Eltern wurden vor der Veröffentlichung nicht um Erlaubnis gefragt; zudem ist das Kind klar identifizierbar. Beides spricht, legt man die Spruchpraxis des Presserats zugrunde, gegen eine Veröffentlichung.
Trotz dieser Bedenken ist die Veröffentlichung von den meisten Medien begrüßt worden, und auch von vielen, die ihre Meinung über die sozialen Netzwerke kundtun. Aber woher rührt diese Zustimmung? Dass die Invasion Europas auch junge Opfer fordert, ist allgemein bekannt. Und warum verweigert man dem Dreijährigen diejenige Anonymität, die sonst dem Presserat zufolge sogar Schwerkriminelle aufgrund ihres Persönlichkeitsrechts beanspruchen dürfen? Während Straftäter willentlich einen Anlaß für Berichterstattung setzen, tat Aylan dies keineswegs; er konnte einfach nicht schwimmen.
Fürsprecher der Veröffentlichung verweisen darauf, dass erst solche Symbolfotos – wie das des vietnamesischen Napalm-Kindes oder des kleinen Jungen aus dem Warschauer Ghetto – die Menschen emotionalisieren, den Konflikt ‚fühlbar’ machen. Nach drei Jahren Krieg in Syrien und Nordirak, nach all den widerlichen, bestens dokumentierten Grausamkeiten von ISIS und Assad sollte der Krieg jedoch ausreichend ‚gefühlt’ sein. Anderenfalls müsste man von einem Versagen der Medien sprechen.
Im übrigen ist der oft betonte und unbestreitbare Symbolgehalt des Fotos ein zweischneidiges Argument. Denn Symbolik bedeutet eben auch, dass es weniger um die konkrete Person des Opfers geht als um ihre Abbildung als entindividualisiertes Objekt. Das aber ist die juristische Definition von Pornographie, nur dass es im Falle Aylans nicht um die Befriedigung sexueller, sondern voyeuristischer Bedürfnisse geht. Ist das Foto also Mitleidsporno? Und wäre das Bild eines ertrunkenen deutschen Jungen auf Sylt, der nichts mit Flucht und Vertreibung zu tun hat, auch so begrüßt worden? Zu vermuten ist: Nein. Eher hätten die High Commissioners der Verlogenheit diese Medien der Sensationsgier geziehen.
Wie also entscheiden? Da ethische Gründe gegen eine Veröffentlichung nie zwingend sind, sondern sich nach Lebenskreis, Erfahrung, Kultur und persönlicher Berührbarkeit unterscheiden, sollte man mit Blick auf die Berichterstattungspflicht der Presse grundsätzlich alle Bilder freigeben. Anderenfalls hätte man auch die Fotos aus dem Warschauer Ghetto, aus Vietnam oder dem Jugoslawien-Krieg nicht zeigen dürfen. Zudem nannte mir einst ein Künstler ein metaphysisches Argument für die Veröffentlichung: Letztlich sei es doch der Herrgott, der sich diese Bilder mache; wolle man ihn etwa korrigieren? Ganz ernst war das nicht gemeint, aber es zeigt den Zwiespalt: Gibt es einen Gott, scheint er mit diesem Bildern einverstanden; gibt es ihn nicht, entfällt auch die Grundlage jeder verbindlichen Ethik.
Lässt man diese Argumente jedoch nicht gelten, gibt es nur einen halbwegs sicheren Weg zur richtigen Erkenntnis: Den Deutschen Presserat. Was immer diese pressefeindliche Clownsveranstaltung entscheidet – im Zweifel ist genau das Gegenteil richtig!
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Einige Zeitungen brachten zuletzt Klarfotos besonders widerlicher Zeitgenossen, die geschmacklose Dinge gepostet oder ausländische Kinder in der Berliner U-Bahn angepinkelt hatten. Ich habe damit keine Schwierigkeiten, halte die öffentliche Anprangerung auch nicht für falsch. Aber warum nur in diesen Fällen? Warum zeigt man nicht auch die Muslime im Foto, die „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ skandierten? Die auf ihren Sites endlose Hasstiraden veröffentlichen? Die für die Entführung und Ermordung der israelischen Jungen lobende Worte fanden? Auch hier wieder: Kein Aufschrei der üblichen Verdächtigen. Geht es gegen ‚rechts’, ist alles erlaubt, was man zuvor noch empört kritisierte.
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Nach Schätzungen des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) sind rund 80 Prozent der hiesigen 800.000 ‚Flüchtlinge’ Anhänger des Islam. Ein älterer jüdischer Bekannter, der im letzten Jahr die anti-semitischen Haßgesänge der Muslime in Frankfurt erlebte, merkt dazu an: „Zweimal haben die Deutschen im letzten Jahrhundert Europa ins Chaos gestürzt, jetzt machen sie es mittels der islamischen Invasion ein drittes Mal. Aber diesmal werden sie vollständig mituntergehen, doch ist es, anders als früher, kulturell kein Verlust mehr.“
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Vor fünf Jahren verkündete Angela Merkel: „Multikulti ist gescheitert, und zwar komplett.“ Nun heißt das Motto für den multikulturellen Zuzug: „Wir schaffen das!“ So kann’s gehen.
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Einige Leser schrieben zu meinem letzten Eintrag, dass es durchaus dystopische Migrations-Literatur gebe, so Jean Raspails „Das Heerlager der Heiligen“, gerade in einer Neuübersetzung erschienen. Das ist richtig und falsch: Falsch deshalb, weil das Buch 1973 erschien, also nicht aus der Anschauung der letzten Jahre geschöpft ist, seinen Grund nicht in ISIS, Charlie Hebdo oder den Mordanschlägen auf Juden, Soldaten und Filmemacher hat. Unabhängig davon sei es wirklich jedem empfohlen. Es gibt zur Zeit keinen böseren, klügeren, amüsanteren Roman über das Versagen der westlichen Welt und ihre erbärmliche Feigheit, die sich als Humanität tarnt. Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Armada von 100 Schiffen bricht mit 800.000 indischen Wirtschaftsflüchtlingen auf, die meisten Bauern, Bettler, Unberührbare, Kotkneter – mithin sämtlich, in der heutigen Dikton, Facharbeiter. Sie alle suchen ein besseres Leben, und sie suchen es in der westlichen Welt. Allen Regierungen ist klar: Sollte die Armada, die schließlich Kurs aufs Mittelmeer nimmt, landen können, werden Hunderte andere Flotten folgen, der Westen wird untergehen. Und mit ihm seine Kunst, seine Kultur, seine Städte und Dörfer, seine politische Verfasstheit, auch die Menschenrechte. „Alles hängt von den Franzosen ab, nicht wahr? Glaubst Du, dass sie noch fähig sind, eine Million waffenloser Jammergestalten zu töten?“ Das ist die entscheidende Frage, und natürlich sind sie es nicht. Gegen den Chor der Gutmenschen, gegen das Gift der falschen Humanität ist jeder Widerstand zwecklos. Auch Soldaten wollen keine ‚Mörder’ mehr sein, der Wolf nicht mehr Wolf. So werden die Schakale übernehmen, nur eben noch rassistischer, brutaler, primitiver. Und ohne christliche Nächstenliebe, ohne die Verklärung durch Musik, Kunst, Wissenschaft, Kultur.
Immer wieder verblüfft der prophetische Blick dieses Buches von 1973. Australien verweigert jede Aufnahme der ‚Flüchtlinge’, die Schweiz mobilisiert, Sender und Zeitungen erfinden „Willkommensprojekte“. Das Mittelmeer wird zum Ort der finalen Auseinandersetzung, der Papst, der alle vatikanischen Kunstschätze für die Bedürftigen verkauft und als armer, von niemandem ernstgenommener Narr endet, heißt Benedikt XVI. Auf den Straßen Demonstrationen und Volksfeste der Barmherzigkeit. Und viele Sätze der Xenophilie und des Selbsthasses, die Raspail seine Protagonisten sprechen lässt, hört man heute wörtlich im Fernsehen.
Vor allem ist der Roman, bei manch kolportagehafter Schwäche, von großer Komik. „Wir haben“, so berichtet ein Abt über seinen Beitrag zur Willkommenskultur, „den ganzen Karfreitag gefastet und gebetet, in Anwesenheit von Dom Vincent Laréole, der zu diesem Zwecke frühzeitig von einem buddhistischen Kongreß in Kyoto zurückgekehrt ist.“ Amüsanter lässt sich die Verachtung für das zweite vatikanische Konzil und all seine ökumenische Beliebigkeit, die auch nur Selbstaufgabe ist, kaum fassen. Selbst die Bischöfe sind längst „Kondottiere der Heiden“.
Bei aller bedrückenden Schwarzmalerei, die Dystopien so mit sich bringen, gibt es allerdings auch Momente der Erbauung. Alle Jubelperser der Einwanderung werden von den neuen Herren bestialisch ermordet, ihre Freundinnen vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Als ethnische Minderheit sind nun eben die weißen Frauen für die Eroberer von exotischem Reiz. Auch hier merkt man den Katholiken im Autor: Mögen auch Christentum, Europa und alle seine Werte zugrunde gehen – die göttliche Gerechtigkeit wird sich erfüllen. So bleibt doch Hoffnung. (Jean Raspail ‚Das Heerlager der Heiligen‘, Antaios Verlag, 22.- Euro. http://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/nordost/5957/das-heerlager-der-heiligen )
Quelle: http://nicolaus-fest.de/
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