Donnerstag, 10. Dezember 2015

Eines vorweg: ich schaue die Heute-Show. Es ist der Wille in mir, mich über diese Sendung aufzuregen, der mich dazu bringt, sie anzusehen.


Das ZDF hat diese Sendung deshalb ins Programm aufgenommen, da der Sender als seichte Anstalt verschrien war. Rosamunde Pilcher-TV und das Traumschiff, auf dem der neue Kapitän sowie die gesamte Crew jenseits der 70 waren, schien dem Image der Mainzelmännchen nicht recht zu sein.

Man hat mit der Heute-Show ein Format kreiert, das bewusst der Zuschauerschicht, die überproportional alt ist, aber immer treu und brav Gebühren zahlte, möglichst spektakulär vor den Kopf stößt, sie demütigt und mundtot machen will. Die Sendung ist das, was Wetten, dass… zu seinen besten Zeiten war: eine Sendung, über die man sich noch am nächsten Arbeitstag während der Pause unterhält.

Besonders verwerflich finde ich die Interviews von Lutz van der Horst, der gezielt zu konservativen oder liberalen Parteitagen oder Demonstrationen geschickt wird und den Auftrag hat, möglichst wehrlose und dumm argumentierende Menschen vorzuführen. Van der Horst hat weder das Format von Harald Schmidt noch die Ideen von Stefan Raab, dennoch versucht er, Profil zu gewinnen, indem er sich gezielt und unwaidmännisch wehrlose Opfer vor die Kamera holt.

Die Methoden sind denen des Terrorismus nicht unähnlich. Weiche Ziele sind stets die, die man ansteuert, soll heißen: arglose Opfer, die selbst unbewaffnet sind. Kamera und Mikrofon in den Händen erfahrener Journalisten, wenn auch zweitklassiger ihrer Zunft, sind einschüchternd, sie sollen dies auch sein.
Man hat es beim ZDF geschafft, dass selbst auf Parteitagen Anträge aus dem einen Grund abgelehnt werden, da man nicht schon wieder von der Heute-Show durch den Kakao gezogen werden will, den man ja selbst vorher mit überhöhten Fernsehgebühren bezahlt hatte. Das Prinzip der Heute-Show ist simpel: man sucht sich im Vorfeld Demonstrationen aus, die christlich-konservative Werte vertreten wie die von Abtreibungsgegnern.

Gern tritt man auch dort auf, wenn es darum geht, die Haltung des Senders in der Asylfrage zu demonstrieren. Haltung heißt hier, dass man der ARD nacheifert, sich eher anbiedert. Also alles, was mit AfD zu tun hat, wird von van der Horst gern penetriert.

Als drittes weiches Ziel der Heute-Show seien Freihandels-Befürworter genannt. Bei einer Anti-TTIP-Demo wird man van der Horst genauso wenig sehen wie auf einem Parteitag der Linken, der SPD oder Grünen. Das ist fast nie der Fall gewesen. Auch nicht bei der aggressiven Blockupy-Bewegung, die Anfang des Jahres in Frankfurt Sach- und Personenschaden nach sich zog.

Gezielt sucht man sich Kundgebungen, die 55% der deutschen Bevölkerung hinter sich haben, nämlich solche, die FDP (5%), CDU/CSU (40%) oder AfD (10%) nahe stehen. Meist im Umgang mit Medien unerfahrene alte Herrschaften, die scheu und ängstlich reagieren, kurz gesagt: Opfertypen.

Das Schlimme ist, dass niemand etwas dabei findet. Das ZDF bedient mit dem Format Instinkte, die unter dem Niveau des RTL-Dschungelcamps liegen. Im Dschungelcamp sind es Medienerfahrene, die sich demütigen lassen, dafür Geld erhalten. Bei der Heute-Show zieht man Arglose vor die Kamera und macht sie fertig, allein dafür, dass sie wagen, eine Überzeugung zu haben, die demokratisch legitimiert ist, aber dem Redaktionsteam nicht passt.

Wer es - wie die FDP - wagt, Gebührenfernsehen zu kritisieren, also am Ast der öffentlich-rechtlichen Macher zu sägen, muss skandalisiert und mundtot gemacht werden. Wer es wagt, in einer Art kritisch zu sein, die nichts mit der der Frankfurter Schule zu tun hat, wird gedemütigt.

Angst und Verunsicherung sind die Methoden, die darauf abzielen, Andersdenkende fertig zu machen. Sie sehen, dass sich die Methoden von Terroristen und Heute-Show nicht unähnlich sind.

Was ist zu tun? Wie kann man sich aus der Opferposition emanzipieren?
Jede Demonstration, jeder Parteitag hat eine Fülle von Menschen, die selbst Smartphones haben. Warum sollte man sich nicht penetrant an van der Horst und Kamerateam dranhängen und filmen, wer alles gefragt wird und in der Heute-Show aber nicht vorkommt. 90% der Befragten sind vernünftig, kommen aber nicht vor, weil sie zu professionell antworten, zu souverän sind.

Van der Horst sucht Opfer. Auf einer Anti-Abtreibungs-Demonstration in Berlin führte van der Horst vor zwei Jahren alte Damen vor, wurde aber vom Landtagsabgeordneten der CDU in Unna (NRW) penetrant begleitet. Dieser Politiker hat selbst einen behinderten Sohn und wies die Vorgeführten darauf hin, dass sie nicht antworten müssten.

Der Politiker wurde dann rabiat und gewaltsam von Mitarbeitern gehindert, andere Demonstranten zu warnen. Mit einer Handykamera, die fast jeder Demonstrant hat, könnte man van der Horst den Zahn ziehen. Er könnte es nicht wagen, seine Kollegen aufzufordern, handgreiflich zu werden, weil er dann sehr schnell seinen Job los wäre, da man derlei schnell in den sozialen Netzwerken hochladen kann.

Stellen Sie mit vorgehaltener Handy-Kamera van der Horst Fragen und posten Sie diesen Artikel, den Sie gerade lesen, verlinken sie ihn. Erkundigen Sie sich über die Rechte, die Sie als Demonstrant haben im Umgang mit Medien, Sie sind kein Freiwild für durchgeknallte Reporter.

Als Boxfan finde ich solche Sportler unsäglich, die sich nur leichte Gegner suchen. Machen Sie van der Horst die Arbeit schwer. Die Sendung Heute-Show hat nur für solche ihren Reiz, die ungleiche Kämpfe lieben. Van der Horst wird aber bei kritischen Fragen von anderen oder Veralberung, der er ausgesetzt ist, schnell die Segel streichen.

Man sollte sich an Hans-Olaf Henkel ein Beispiel nehmen, der van der Horst sehr trocken abblitzen ließ. Van der Horst zog den Schwanz ein und machte sich davon, als Henkel ihm mit einer Gegenfrage auf einem AfD-Konvent sein mangelndes Niveau vorwarf.

Journalisten, die einseitig berichten und aus der Demütigung ihren Reiz beziehen, sind durch soziale Netzwerke in die Schranken zu weisen. Dazu gibt es das Internet 2.0. Dazu gibt es die Achse des Guten, dazu gibt es Handy-Kameras.

Viel Spaß bei der nächsten Demonstration und bei der Nutzung Ihrer verbrieften Rechte.

Hans-Martin Esser (37) ist Ökonom und als Unternehmer tätig.


Quelle: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/vorfuehrung_von_wehrlosen_die_heute-show_und_und_wie_man_sich_wehren_kann

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