Wie wir alle wissen, ist letzte Woche in der Bundesrepublik eine
EU-Regelung in Kraft getreten, wonach Tabak- und Zigarettenpackungen mit
ekelerregenden Schockbildern versehen sein müssen: Lungenödemen,
verfaulten Zähnen, schwärenden Wunden. Es handelt sich um eine
volkserzieherische Maßnahme. Man will den Rauchern den Tabakkonsum
verleiden, indem man sie auf die Folgen dieser Sucht aufmerksam macht.
In der Tat spricht vieles dafür, dass es einen Zusammenhang gibt
zwischen Lungenerkrankungen und Rauchverhalten, auch wenn Kettenraucher
wie Johannes Heesters und Helmut Schmidt uralt werden und nicht an
Lungenkrebs sterben. Die Zahl der „Tabaktoten" lässt sich nicht genau
ermitteln.
Ganz anders dagegen ist die Lage im Straßenverkehr. Im Jahre 2015 kamen
3339 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 393.700 Personen –
Fußgänger, Rad- und Autofahrer – wurden mehr oder weniger schwer
verletzt. In all diesen Fällen ist man versucht zu sagen: Sie wären noch
am Leben, wenn sie zu Hause geblieben wären. Aber auch das ist eine
Vermutung. Die Statistik sagt uns, dass erheblich mehr Menschen bei
Unfällen im Haus als im Straßenverkehr ihr Leben verlieren. Es mag
sicherer sein, am Hermsdorfer Kreuz im Stau zu stehen, als daheim die
Fenster zu putzen.
Dennoch: Das Autofahren ist und bleibt eine riskante Sache. Deswegen
sollte über Maßnahmen nachgedacht werden, welche die Autofahrer vor sich
selbst und alle anderen Verkehrsteilnehmer vor den Autofahrern schützen
würden. So wie 66 Prozent der Oberfläche der Zigarettenpackungen über
die Gefahren des Rauchens aufklären, sollten zwei Drittel der
Autooberfläche die Fahrer zum Nachdenken motivieren – mit Sätzen wie:
„Denk noch mal darüber nach!" Oder: „Lass es sein!"
Wann immer ein Autofahrer seinen Wagen aufmacht oder startet – egal ob
mechanisch oder mit einem Funkschlüssel –, sollte die Melodie „Spiel mir
das Lied vom Tod" ertönen. Das ist technisch kein Problem. Tankbelege
sollten auf Papierstreifen gedruckt werden, auf denen Fotos von Unfällen
zu sehen sind: Massenkarambolagen auf der Autobahn, aber auch Bilder von
Autos, die mit einem Baum kollidiert sind.
Sehr eindrucksvoll wären auch ausgebrannte Fahrzeuge, die mit den Rädern
nach oben im Straßengraben liegen. Man findet solche Bilder in jedem
Zeitungsarchiv. Nachdem die Werbung für Tabakprodukte im Fernsehen schon
vor vielen Jahren verboten wurde, sollte auch die Autowerbung verboten
werden – es sei denn, die Clips enden mit der Aufforderung, vom Auto
aufs Fahrrad umzusteigen. Statt der Formel-1-Rennen und der
Sportwagen-WM sollten nur noch das Weddinger Seifenkistenrennen und das
große Seifenkisten-Derby am Alsumer Berg in Duisburg übertragen werden.
Ergänzend dazu sollte jeden Abend, im Anschluss an die „Tagesthemen" und
das „heute-journal" der „Unfall des Tages" gezeigt werden, versehen mit
der Warnung: „Das könnten auch Sie gewesen sein!"
Quelle: http://ps.welt.de/2016/05/27/der-unfall-des-tages/
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