Sonntag, 29. Mai 2016

Skandalausstellung - Der Massenmörder – Märtyrer für eine bessere Welt?

Neben dem Sexualtrieb ist der Weltverbesserungsdrang unser stärkster Lebensantrieb. Aber muss man dafür Menschen töten? In Kopenhagen zeigt eine Ausstellung islamistische Attentäter als Märtyrer.

Ein dänisches Künstlerkollektiv plant eine Ausstellung in Kopenhagen, in der die Motive von "Märtyrern" thematisiert werden sollen. Man wolle mit Bildern, Installationen, authentischen Gegenständen und Heldenerzählungen zeigen, "weshalb einige Menschen für das, woran sie glauben, in den Tod gehen".

Die Frage ist nicht ganz neu. Sie wird im Zusammenhang mit den persischen und syrischen Assassinen im Mittelalter, den japanischen Kamikazepiloten im Zweiten Weltkrieg und den Lemmingen, die sich von Klippen in die Tiefe stürzen, immer wieder gestellt. Aber die sind diesmal nicht gemeint.
Man kann ja für seinen Glauben in den Tod gehen, aber warum muss man dafür unschuldige andere Menschen mitnehmen: Brüsseler Attentäter – als "Märtyrer" präsentiert in Kopenhagen Foto: Sort/Hvid

Die "Märtyrer", die demnächst in Kopenhagen gewürdigt werden, sind Mörder, genauer: Massenmörder, die Besonderes vollbracht haben. "In die Twin Towers zu fliegen, auf Menschen im Bataclan zu schießen oder sich in Brüssel selbst in die Luft zu sprengen, macht man nur im Glauben an eine bessere Welt", sagt eine an dem "Märtyrerprojekt" beteiligte dänische Künstlerin.

Opfer müssen sein, sonst wird nichts besser?

Das ist ohne Zweifel richtig. Der Glaube an eine bessere Welt ist gleich nach dem Sexualtrieb die zweitstärkste Antriebskraft, die dem Menschen in die Wiege gelegt wurde. Man muss es sogar denjenigen, die sowjetische Gulags und deutsche Konzentrationslager betrieben haben, zugute halten, dass sie es im Glauben an eine bessere Welt taten.

Der heute beliebte Satz: "Wir haben uns die Erde von unseren Kindern nur geliehen", ist Ausdruck derselben Selbstverpflichtung. Opfer müssen sein, sonst wird es nichts mit einer besseren Welt.

Wer allerdings keinen Drang zum Märtyrertum in sich verspürt, wer nur seine eigene Zukunft verbessern und, sagen wir, aus einem Mehrfamilienhaus an einer belebten Kreuzung in ein Reihenhaus mit Garten umziehen möchte, der fragt sich, warum Menschen, die ihr Leben für "eine bessere Welt" aufzugeben bereit sind, nicht allein in den Tod gehen, sondern viele andere mitnehmen müssen, die lieber in dieser unvollkommenen Welt bleiben würden.

Warum haben sie sich nicht einfach vom Arc de Triomphe gestürzt

Warum haben die Pariser Attentäter ein Blutbad im Bataclan angerichtet, statt sich vom Arc de Triomphe zu stürzen? Zeigt sich darin nicht eine tiefe Verachtung für das Recht auf Selbstbestimmung? Das wären Fragen, die es verdienen würden, von Künstlern thematisiert zu werden!

Aber dazu sind Künstler im Allgemeinen nicht in der Lage. Viele sind zwar talentiert, aber dumm und dekadent. Wobei die Dummheit sie daran hindert, die eigene Dekadenz zu erkennen.

Der Komponist Karlheinz Stockhausen nannte die Anschläge von 9/11 "das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos". Der Maler Anselm Kiefer meinte, Osama bin Laden habe "das perfekteste Bild geschaffen, das wir seit den Schritten des ersten Mannes auf dem Mond gesehen haben".

Der Hammermörder war eigentlich ein Actionkünstler. Vielleicht

So betrachtet: War der Hannoveraner Fritz Haarmann womöglich kein Serienmörder, sondern ein Action-Künstler? Wurden in Verdun und Stalingrad nicht gewaltige Happenings inszeniert? War der Untergang der Titanic nicht viel authentischer als der Film mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet?

Künstler ahnen, dass sie nur Kopisten sind. Sie kommen an die Wirklichkeit nicht heran. Die Bewunderung für die Schöpfer der Originale reflektiert nur die eigene Ohnmacht. "Was haben die, das ich nicht habe?"

Quelle: http://www.welt.de/kultur/article155091427/Der-Massenmoerder-Maertyrer-fuer-eine-bessere-Welt.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen