Dienstag, 12. Januar 2016

Nach der Horrornacht von Köln - Die Angst bei den Frauen wächst - auch im Land

Mehr als 500 Anzeigen sind nach der Silvesternacht von Köln bislang eingegangen. Anzeigen von Frauen, die begrapscht, bedrängt und bestohlen wurden. Eine der Konsequenzen dieser Nacht: Die Frauen rüsten auf - auch in Rheinland-Pfalz.

Ein Waffenhändler aus Ludwigshafen berichtet, dass die Nachfrage nach Pfefferspray und Gaspistolen rasant gestiegen sei. Das wird auch in anderen Städten im Land beobachtet. Zur Sache macht den Praxistest: Wie setzt man Pfefferspray in Notwehrsituationen richtig ein?
In der Mainzer Partyszene erfährt unsere Reporterin außerdem, dass bei den Frauen nach den Ereignissen von Köln die Angst wächst. Doch schon vor der Kölner Silvesternacht haben sich viele Frauen demnach nicht sicher gefühlt. Die Eskalation der Gewalt in Köln lenkt den Blick auf ein Problem, mit dem Frauen schon lange leben müssen.

"Alle haben dich angeschaut wie Freiwild"

Selina, eine 26-Jährige Versicherungskauffrau aus Koblenz, die ihren Nachnamen nicht veröffentlichen möchte, feierte zusammen mit ihrer besten Freundin Silvester in Köln. Gegen 4.00 Uhr wollten die beiden vom Hauptbahnhof Köln mit dem Zug zurück nach Koblenz fahren, verpassten aber die Bahn. Zunächst hätten sie nichts von den Zwischenfällen am Bahnhof mitbekommen, schildert sie im SWR-Interview.
Dann seien sie aber immer wieder von jungen Männern angesprochen worden, die alle kein Deutsch gesprochen hätten. Die Männer hätten sie als "Bitch, Schlampe oder Schatzi" bezeichnet.
"Die Männer begrabschten uns, fassten uns an den Hintern", berichtet die junge Frau am Mittwochvormittag. Sie habe noch nie so viel Angst gehabt. Auch ihre Freundin sei sehr verängstigt gewesen. Die Koblenzerin die angibt, in der Silvesternacht nüchtern gewesen zu sein, berichtet von rund 100 Männern, die sich am frühen Neujahrsmorgen in der Halle des Hauptbahnhofs Köln aufhielten.

Karneval in Köln wird sie nicht feiern

Eigentlich wollte die Koblenzerin in Köln auch Karneval feiern, das wird sie jetzt nach den Erlebnissen nicht mehr. Generell will sie größere Städte in den nächsten Wochen meiden. Mit ihrer Freundin hat sie Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei in Koblenz erstattet. Die prüft, ob möglicherweise noch weitere Frauen aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz Opfer der Angriffe wurden. Einen Bericht der Rhein-Zeitung, nach dem eine Frau aus Altenkirchen vergewaltigt worden sei, hat die Polizei Koblenz bislang nicht bestätigt. Auch von zwei weiteren Opfern aus Lahnstein, einer Mutter und ihrer Tochter, weiß die Polizei noch nichts.
Eine Frau beteiligt sich an einer Kundgebung in Köln gegen sexuelle Gewalt
Etwa 200 Frauen demonstrierten in Köln gegen sexuelle Gewalt und Sexismus

SOLWODI verlangt angemessene Strafen

Die Frauenhilfsorganisation SOLWODI Deutschland in Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis) fordert von der Politik, die Täter angemessen zu bestrafen, die in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof Frauen sexuell missbraucht und beraubt haben. Ihr Appell richtet sich an die Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) und Heiko Maas (SPD). Die Sicherheit von Frauen bei öffentlichen Veranstaltungen müsse gewährleistet sein. Dabei dürfe keine Rücksicht auf die Herkunft der Täter genommen werden.

Quelle: http://www.swr.de/zur-sache-rheinland-pfalz/nach-der-horrornacht-von-koeln-die-angst-bei-den-frauen-waechst-auch-im-land/-/id=7446566/did=16578958/nid=7446566/9a5iqe/index.html

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