Der dänische „Frikadellenkrieg“ war ja im Januar ein großes Thema: Soll es in staatlichen Kindergärten eine „Schweinefleisch-Pflicht“ geben? Gleichsam als spiegelbildliche Maßnahme zu Bestrebungen, Schweinefleisch aus Rücksicht auf Muslime vom Speisezettel zu verbannen? Der Kulturkampf ist jetzt auch in Frankfurt angekommen, allerdings in deutscher Ausprägung. „Das Schwein im öffentlichen Raum ist ein Politikum“ schreibt heute die FAZ. In der Stadt am Main verzichtet der Essenslieferant „auf Wunsch des Kunden“ (Kitas der Stadt Frankfurt) inzwischen „grundsätzlich auf Schweinefleisch“. Wer, wen, wann und aus welchem Grund dazu angewiesen hat, bleibt im Dschungel der Frankfurter Bürokratie schwer durchschaubar. „In Frankfurt sieht es so aus als wollte die Stadt ihre Anweisung an den Caterer Wisag verheimlichen“, schreibt die FAZ. Fakt ist: In vielen Kitas gibt’s kein Schweinefleisch.
Jenseits des Kulturkampfes ist das zumindest dort, wo eine Mehrzahl muslimischer Kinder betreut wird, die praktischste und wohl auch preiswerteste Lösung. Die Aufregung bei den Eltern scheint sich in Grenzen zu halten. Deutsche Erziehungsberechtigte haben nämlich ganz andere religiöse Sorgen: Statt übers Schweineschnitzel tobt vielerorts der Streit, ob das Essen für die Kleinen biologisch oder vegetarisch sein sollte.
Bio, vegan und vegetarisch wurden faktisch in den Kanon religiöser Essvorschriften aufgenommen und stehen nun gleichwertig neben hallal und koscher. Allerdings haben wir es hier mit einem religiösen Bekenntnis zu tun, das sich selbst für durch und durch rational, ja wissenschaftlich fundiert hält. Ganz wie die Christen und Juden vor der Aufklärung oder viele Moslems noch heute halten Ökologisten ihren Glauben nicht für einen Glauben, sondern für eine erwiesene Tatsache.
"Bio, halal und koscher – global voll im Trend!" lobte sogar das niedersächsische Landwirtschaftsministerium vor einiger Zeit eine entsprechende Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer in Hannover. Die Bio-Lebensmittelerzeugung wurde damit sozusagen auch behördlicherseits als Religion etabliert. Das befreit davon, Forderungen mit ökologischen Fakten zu begründen, ein mühsames und oft unmögliches Unterfangen, bio ist weder gesünder noch schmeckt es nachweislich besser. Juden oder Muslime müssen ja auch nix nachweisen, wenn sie nach Essen verlangen, dass koscher oder halal ist.
Die Frage der Zukunft lautet lediglich, ob uns etwaige religiöse Konflikte ins Haus stehen, falls es der Öko-Fraktion gelingen sollte, mit der Forderung nach Bio-Schweinefleisch in den Kitas die Vorhand zugewinnen. Wobei innerhalb der Bio-Schweinefleisch-Fraktion wiederrum so etwas wie ein innerreligiöser Konflikt heraufzieht.
Die Hermannsdorfer Landwerkstätten in Glonn bei München, bislang als Heimat glücklicher Bioferkel idealisiert, sind schwer ins Gerede gekommen. Und zwar aus folgenden Gründen: Bioschweine dürfen sich normalerweise frei bewegen, auch im Stall. Doch wenn so eine wohlgenährte Biosau ihre 250 Kilo unbedacht herumwälzt, zerquetscht sie schon mal reihenweise die Ferkel. Und weil es irgendwie unschön und teuer ist, ständig erdrückte oder erstickte Ferkel auszusortieren, werden die großen Tiere eine Zeit lang zum Schutz ihres Nachwuchses in einem Gestell fixiert. Das ist nicht wirklich ein Geheimnis, doch haben es jetzt sogenannte Tierrechtler rausgekriegt und machen eine Riesenwelle.
Landwerkstätten-Inhaber Karl Schweisfurth zieht in der FAZ seinerseits über die selbsternannte „Soko Tierschutz“ vom Leder. Dies sei eine Gruppe, die „die Gesellschaft zur veganen Lebensweise umerziehen will. Dafür scheint ihnen jedes Mittel recht: Einbruch, einseitige und verfälschende Bilder und haltlose Anschuldigungen“. Die Frage, ob man nun tote Ferkel einer sich frei im Raum stoßenden Großsau vorzieht, stellt sich für die Tierrechtler-Szene nicht: Sie wollen ja gar keine Tierhaltung mehr.
Prinzipiell werden die Biobauern jetzt mit der eigenen in der Öffentlichkeit aufgebauten Glaubensfassade konfrontiert. Schließlich passiert den Hermannsdorfer Landwerkstätten ähnliches, wie zuvor konventionellen Bauern und Tierhaltern, als es noch darum ging, bio als alleinseligmachend darzustellen. Entsprechend groß ist der Spott dort: Man könne eben „Bullerbü aus dem Kinderfernsehen nicht real machen“. Und damit gebe ich zurück an den Kindergarten.
Quelle: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_arme_sau_zwischen_politik_religion_und_wahnsinn
Jenseits des Kulturkampfes ist das zumindest dort, wo eine Mehrzahl muslimischer Kinder betreut wird, die praktischste und wohl auch preiswerteste Lösung. Die Aufregung bei den Eltern scheint sich in Grenzen zu halten. Deutsche Erziehungsberechtigte haben nämlich ganz andere religiöse Sorgen: Statt übers Schweineschnitzel tobt vielerorts der Streit, ob das Essen für die Kleinen biologisch oder vegetarisch sein sollte.
Bio, vegan und vegetarisch wurden faktisch in den Kanon religiöser Essvorschriften aufgenommen und stehen nun gleichwertig neben hallal und koscher. Allerdings haben wir es hier mit einem religiösen Bekenntnis zu tun, das sich selbst für durch und durch rational, ja wissenschaftlich fundiert hält. Ganz wie die Christen und Juden vor der Aufklärung oder viele Moslems noch heute halten Ökologisten ihren Glauben nicht für einen Glauben, sondern für eine erwiesene Tatsache.
"Bio, halal und koscher – global voll im Trend!" lobte sogar das niedersächsische Landwirtschaftsministerium vor einiger Zeit eine entsprechende Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer in Hannover. Die Bio-Lebensmittelerzeugung wurde damit sozusagen auch behördlicherseits als Religion etabliert. Das befreit davon, Forderungen mit ökologischen Fakten zu begründen, ein mühsames und oft unmögliches Unterfangen, bio ist weder gesünder noch schmeckt es nachweislich besser. Juden oder Muslime müssen ja auch nix nachweisen, wenn sie nach Essen verlangen, dass koscher oder halal ist.
Die Frage der Zukunft lautet lediglich, ob uns etwaige religiöse Konflikte ins Haus stehen, falls es der Öko-Fraktion gelingen sollte, mit der Forderung nach Bio-Schweinefleisch in den Kitas die Vorhand zugewinnen. Wobei innerhalb der Bio-Schweinefleisch-Fraktion wiederrum so etwas wie ein innerreligiöser Konflikt heraufzieht.
Die Hermannsdorfer Landwerkstätten in Glonn bei München, bislang als Heimat glücklicher Bioferkel idealisiert, sind schwer ins Gerede gekommen. Und zwar aus folgenden Gründen: Bioschweine dürfen sich normalerweise frei bewegen, auch im Stall. Doch wenn so eine wohlgenährte Biosau ihre 250 Kilo unbedacht herumwälzt, zerquetscht sie schon mal reihenweise die Ferkel. Und weil es irgendwie unschön und teuer ist, ständig erdrückte oder erstickte Ferkel auszusortieren, werden die großen Tiere eine Zeit lang zum Schutz ihres Nachwuchses in einem Gestell fixiert. Das ist nicht wirklich ein Geheimnis, doch haben es jetzt sogenannte Tierrechtler rausgekriegt und machen eine Riesenwelle.
Landwerkstätten-Inhaber Karl Schweisfurth zieht in der FAZ seinerseits über die selbsternannte „Soko Tierschutz“ vom Leder. Dies sei eine Gruppe, die „die Gesellschaft zur veganen Lebensweise umerziehen will. Dafür scheint ihnen jedes Mittel recht: Einbruch, einseitige und verfälschende Bilder und haltlose Anschuldigungen“. Die Frage, ob man nun tote Ferkel einer sich frei im Raum stoßenden Großsau vorzieht, stellt sich für die Tierrechtler-Szene nicht: Sie wollen ja gar keine Tierhaltung mehr.
Prinzipiell werden die Biobauern jetzt mit der eigenen in der Öffentlichkeit aufgebauten Glaubensfassade konfrontiert. Schließlich passiert den Hermannsdorfer Landwerkstätten ähnliches, wie zuvor konventionellen Bauern und Tierhaltern, als es noch darum ging, bio als alleinseligmachend darzustellen. Entsprechend groß ist der Spott dort: Man könne eben „Bullerbü aus dem Kinderfernsehen nicht real machen“. Und damit gebe ich zurück an den Kindergarten.
Quelle: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_arme_sau_zwischen_politik_religion_und_wahnsinn
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