Montag, 1. Februar 2016

Warum Linke mit dem radikalen Islam sympathisieren - Tichys Einblick

Warum verteidigen die Linken muslimische Fanatiker und zögern, den Terror des Islamismus zu benennen? Warum verharmlosen sie stattdessen die Gewalt gegen Frauen, die Ablehnung aller demokratischen Werte? Was geht da vor in den Köpfen der Linken?

Freiwillige Unterwerfung und Hass auf Frauen und westliche Werte: Die Linke und der Islam via www.lizaswelt.net


Wenn man Eines in den letzten Wochen seit den Geschehnissen der Silvesternacht beobachten konnte, dann, dass die politische Linke sich für keine Ausrede zu schade war, um das eigene Weltbild irgendwie aufrecht zu erhalten. Dabei scheint es, wenn es dem Erhalt der eigenen Ansichten dient, letztlich sogar opportun, in Xavier-Naidoo-Manier Moslems als die neuen Juden darzustellen. So viel Geschichtsmissbrauch und -verdrehung tut weh. Aber was treibt das linkspolitische Spektrum an, für den Islam oder sogar den islamistischen Fanatismus in die Bresche zu springen? Glaubt man dem US-amerikanischen Sozial- und Moralphilosophen Michael Walzer, dann steckt hinter der linken Verteidigung weit mehr als das Bestreben, dem aufkeimenden Rassismus entgegenzutreten.


Die Linke und der Islam

„Islamism and the Left“, so der Titel des Beitrages im renommierten US-Kulturmagazin „Dissent “, wurde Ende Dezember 2015 veröffentlicht. Darin stellt Walzer die These auf, dass die politische Linke die Auseinandersetzung mit dem Islamismus als Ideologie vermeiden würde. Die Gründe dafür seien vielfältig. Einer sei, so Walzer, die Angst als islamophob zu gelten – ein Begriff, den Pascal Bruckner als clevere Erfindung bezeichnete, weil er dazu beitragen würde, den Islam zu einem Gegenstand zu machen, den man nicht berühren könne, ohne des Rassismus beschuldigt zu werden. Gemäß Bruckner sei der Begriff zuerst dafür verwendet worden, Feministinnen und Atheisten, die den Islam oder islamische Praktiken kritisierten, dem Vorwurf des Rassismus auszusetzen. Etwas, was man sich im Zuge der heutigen Debatte in Deutschland nur allzu gut vorstellen kann, weil es hier ebenso passiert. So wurde der Islam immunisiert gegen Kritik.
Walzer geht jedoch noch einen Schritt weiter, indem er unterstellt, viele Linke hätten so eine große Furcht vor einer Ablehnung des Islam, dass sie letztlich nicht einmal in der Lage dazu seien, die berechtigten Gründe für eine Furcht vor islamistischen Fanatikern wahrzunehmen. Dies würde es ihnen letztlich so schwer machen, zu erklären, was derzeit in der Welt vor sich geht.

Linke seien mehr damit beschäftigt, Islamophobie zu verhindern als islamistischen Fanatismus zu verurteilen.
Zwar bezieht sich Walzer in seinem Aufsatz explizit auf den islamistischen Fanatismus, er lässt sich in Bezug auf die deutsche Linke jedoch auch sehr auf das Verhältnis von Linken zum Islam generell anwenden. So erscheint dieser Punkt spätestens seit den Silvester-Geschehnissen in einer neuen Qualität. Daher haben viele Menschen seit Köln und allem, was danach ans Tageslicht kam, das Gefühl, es ginge den Linken nicht darum, die Geschehnisse ernsthaft und gewissenhaft aufzuarbeiten, sondern darum, einen etwaigen Generalverdacht gegenüber dem Islam und aus  islamisch geprägten Gesellschaften stammenden Asylbewerbern  zu vermeiden. Wichtig waren nicht die Gefühle und die Freiheit der Frauen hierzulande, sondern eine unbedingte Vermeidung von Ressentiments gegenüber den mehrheitlich muslimischen Asylbewerbern.

Die Angst vor einer angeblichen Islamophobie  ist größer als die Angst, unsere freiheitlichen Grundwerte könnten zur Disposition gestellt werden.
Diese fehlende Angst vor dem Verlust unserer „westlichen“ Werte hängt eng mit zwei weiteren von Walzer benannten Aspekten zusammen. Da wäre zum einen der Denkfehler der linken akademische Theorie vom unvermeidlichen Triumph der Wissenschaft und des Säkularismus. Walzer und andere führende Intellektuelle dagegen sprechen  längst von einem  „Revival of Religion“. Es sei an den Linken, dies zu erkennen, um zu ergründen, wie man Gleichheit und Demokratie gegenüber religiösen Argumente verteidigen könne. Hierfür wäe es jedoch erforderlich, dass man diese Werte auch als die eigenen anerkennt. Hieran schließt sich der zweite von Walzer benannte Grund: Es fehle innerhalb der politischen Linken ein generelles Bewusstsein über den geschichtlichen Hintergrund unserer sogenannten „westlichen“ Werte.


Boko Haram kämpft gegen ursprünglich linke Werte

Wenn Boko Haram, der IS und andere terroristische Vereinigungen einen Krieg gegen unsere Werte, unseren westlichen „Lifestyle“ führen, dann führen sie nicht nur einen Krieg gegen Werte, für die man in unseren Ländern lange gekämpft hat und die wir auch nicht zuletzt vor uns selbst immer wieder verteidigen müssen. Werte wie individuelle Freiheit, Demokratie, Geschlechtergleichheit und religiöser Pluralismus seien  auch Werte, die vor allem das linkspolitische Spektrum definieren würden. So sei auch die politische Linke letztlich eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, eine Erfindung der säkularen Aufklärung. An dieser Stelle lohnt es sich, Walzer direkt zu zitieren:
„But nothing like the classic left ever exists among Hindus, Jews, Buddhists, Muslims, or Christians. And the values of the left are those „Western“ values, taken very seriously. So the opposition to those values is really something that the left should confront – and the strongest opposition right now comes from Islamist radicals. And this is the very reason that many leftists are reluctant to confront the Islamist radicals.“
Auch dieses Argument lässt sich auf die Situation und den Umgang mit dem Islam in der deutschen Debatte übertragen. Von der Geschichte der eigenen Werte vollkommen entfremdet, werden die „westlichen Werte“ in der politischen Linken heutzutage fast synonym mit Kapitalismus, US-Imperialismus und Neoliberalismus verwendet, statt zu erkennen, dass es weniger der böse Kapitalismus ist, den es hier zu verteidigen gilt, denn die eigenen Werte.
Der Hass auf den Westen wird zum Selbsthass.


Die Linke kämpft mit dem Islam gegen sich selbst

Und hier finden wir einen ganz entscheidenden weiteren Grund für das überbordende Verständnis, dass man im linken Spektrum nicht nur Muslimen gewährt, die es mit den Rechten der Frauen nicht ganz so ernst nehmen, sondern selbst radikalen Islamisten. Es ist der, wie Walzer ihn nennt, „große Eifer“, mit dem die Linke die „Verbrechen des Westens“ verurteilt. Für viele Linke liegen die Wurzeln des islamistischen Fanatismus nämlich nicht in der Religion, sondern im westlichen Imperialismus und der Unterdrückung und Armut, die er gebracht hat. Gallionsfigur dieser These vom drangsalierten Moslem, dem nichts anderes übrig bleibt als der Terrorismus, ist hierzulande der Publizist Jürgen Todenhöfer.


Der Westen ist an allem schuld

Die Ansicht, „der Westen“ allein sei Schuld, durchdringt die linke Argumentation allerdings auch ohne Hilfe von Todenhöfer und Co. Dies scheint vor allem an der linken Denkweise an sich zu liegen, die den Menschen stets auf unterschiedlichste Art und Weise zum bloßen Opfer äußerer Umstände erklärt. Die ewig implizite Unterstellung der Unmündigkeit, aus der man die Menschen als selbsternannte linke Avantgarde befreien müsse, trieft auch hier aus jeder Pore und gilt sowohl für die Verteidigung des Islams an sich als auch des radikalen Islamismus. Die Attentäter von Paris? Alles junge Männer, denen man in unseren westlichen Gesellschaften keine Chance gegeben hat? Bis zu tausend Männer, die in der Silvesternacht randaliert, Frauen sexuell belästigt und teilweise vergewaltigt haben? Für linke Politiker wie Dieter Salomon von den Grünen läge das schlicht daran, dass sie sich eben in unserer Kultur noch nicht zurechtfinden würden. Claudia Roth ergänzt  bei Maybrit Illner, dass es an uns wäre, ihnen diese Kultur näher zu bringen. Integration wird somit zur Verantwortung der Gastgesellschaften, nicht der Gäste. Von Selbstverantwortung in Sachen Anpassung und Integration an die Kultur eines Landes, in das man einreist, hört man von linker Seite nicht wirklich viel. Und trotzdem ist es vor allem dieser Kulturrelativismus, der weiterhin in Deutschland salonfähig bleibt, während alle anderen als Rassisten bezeichnet werden.
Aber selbst wenn man eingesteht, dass „der Westen“ mitnichten immer richtig gehandelt hat, dass auch unsere Länder zumindest eine Teilschuld daran besitzen, dass Menschen aus ihren Ländern fliehen müssen: Terrorismus rechtfertigt das nicht. So erscheint es nur allzu wahr, wenn Michael Walzer insistiert, dass die politische Linke die Macht von Religion und Kultur unterschätze. Folgerichtig stellt er daraufhin die Frage in den Raum, wieso Armut, Verzweiflung und materielle Interessen weniger eine linke, denn eine islamistische Mobilisierung hervorrufen würden.


Die Verharmlosung der Gewalt gegen Frauen

Man kann an dieser Stelle weiter gehen und sagen, dass dies nicht nur auf den Extremfall „Terrorismus“ zutrifft, sondern auch auf kulturelle/religiöse Fragen an sich. Um das Verhältnis von Frau und Mann zum Beispiel. Henry M. Broker hat diese Verharmlosung, aber auch die Verbindung zum Antisemitismus der Verharmloser herausgearbeitet. Auch hier darf es keine kulturrelativistischen Entschuldigungen geben. Weder für sexuelle Belästigung und Vergewaltigungen von deutschen Frauen, noch für Schläge, Zwangsehen und Ehrenmorde an den „eigenen“ Frauen. Wer sich als linke Feministin über gendergerechte Sprache streiten kann, der kann vor allem auch endlich mal damit aufhören, das Thema der religiös bedingten Gewalt gegenüber Frauen kleinzureden. Damit will ich mitnichten dem Thema gendergerechte Sprache die Relevanz absprechen, die es zweifelsohne hat. Ich will nur das Verhältnis und die Pflicht aufzeigen, sich auch an Themen heranzuwagen, die bei ideologisch verbrämten Linken oft als nicht sonderlich populär gelten. Wie bereitwillig Linke sich dem Islamismus unterwerfen zeigt das Foto von Claudia Roth mit dem Kopftuch. Es ist übrigens ein Vorgang, der sich historisch wiederholt, wie der Umgang mit dem Iran zeigt .


Die Linke und ihre Verharmlosung der Nazis

Es ist Zeit für die deutsche Linke, sich selbst und die eigenen Motive zu hinterfragen, statt ständig neue unhaltbare kulturrelativistische Aussagen zu treffen oder sogar historisch irreführend, Moslems mit Juden zu vergleichen. Auch diesen Punkt greift Michael Walzer auf, um ihn zu revidieren. Und auch der Historiker Christian Hartmann , der Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ zusammen mit anderen renommierten Historikern mit 3700 Fußnoten belegte, konstatierte unlängst, dass man Parallelen hier nicht ziehen könne.
„Der Antisemitismus“, so Hartmann „war eine Ideologie, die Ereignisse in Köln beruhen auf Tatsachen. Wenn man das vergleicht, unterstellt man ja “den” Juden, dass sie sich damals etwas zuschulden haben kommen lassen. Aber genau das war nicht der Fall.“ Und weiter heißt es: “Der Islam ist für die heutige Rechte zweifellos ein Feindbild, aber kein eliminatorisches. Hitler und die Nazis waren hingegen davon überzeugt, dass sie die Welt vor den Juden retten müssten, indem sie die Juden vernichten. Ich nehme an, es gibt von der Pegida keine Überlegungen, alle Muslime der Welt auszurotten. Wenn man das gleichsetzt, ist das eine Verharmlosung des nazistischen Gedankenguts.”
Und so bleibt zu sagen, dass endlich Schluss sein muss mit der linken Verharmlosung und das nicht nur in Bezug auf unpassende Juden-Moslem-Vergleiche, sondern ganz generell.    

Quelle: http://www.rolandtichy.de/meinungen/29638/

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